Der Jugendbeirat fordert kostenlose Menstruationsartikel an Regensburger Schulen

Die AG Menstruationsartikel vom Jugendbeirat stellt in ihrem Antrag KEINE*R BLUTET GERNE – KOSTENLOSE MENSTRUATIONSARTIKEL AN ALLEN SCHULEN! die Forderung von Chancengleichheit von menstruierenden Menschen. Der Antrag entspringt der Idee der beiden Jugendbeirätinnen Sofie und Veronika, die an ihren Schulen seit einiger Zeit Binden- und Tamponspender haben. Sie fragten sich, warum diese bis jetzt nur auf wenigen Toiletten in ihrer Schule angebracht wurden und zudem an wenigen Schulen oder öffentlichen Gebäuden Regensburgs zu finden sind. Sie sind der Meinung, dass kostenlose Menstruationsprodukte in allen Bildungseinrichtungen für Alle zur Verfügung stehen sollten. Da die Binden- und Tamponspender an ihren Schulen über schulische und/oder private Gelder laufen, „macht man das Angebot von Menstruationsartikel zu einer Frage von Interesse, Wohlstand und Eigeninitiative der einzelnen Schulen und deren Schüler*innen“, so Veronika und Sofie. Daher auch die Forderung an die Stadt Regensburg, die Finanzierung der Menstruationsartikel und den benötigten Spendern zu übernehmen.

Veronika berichtet von der Erleichterung ihrer Mitschüler*innen, als die Spender mit kostenlosen Menstruationsartikeln an ihrer Schule angebracht wurden. Diese Spender unterstützen nicht nur die menstruierenden Personen, die überraschend ihre Periode bekommen, sondern auch diejenigen, die die monatlichen Kosten für Periodenprodukte nicht aufbringen können. Eine Umfrage der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg macht deutlich, dass mit der Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsprodukten emotionaler Stress und negative Erlebnisse in Bezug auf die Periode verringert werden. 88% der Befragten haben Angst vor einer Situation, in der sich nicht auf benötigten Menstruationsprodukte zurückgreifen können. In einer anderen Umfrage der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zeigt sich, „dass ein Viertel der Befragten schon einmal, wegen dem Fehlen von Menstruationsartikeln, ihre Aktivitäten an der Hochschule unterbrachen oder abbrachen“. Dies ergibt einen erheblichen Bildungsnachteil und Mehraufwand für menstruierende Personen. Als weiteres Argument im Antrag wird die Enttabuisierung des Themas „Menstruation“ genannt. Überall sichtbare und kostenlose Menstruationsartikel würden dazu beitragen, die Periode zu normalisieren und zu enttabuisieren. Sofie und Veronika haben nicht nur ihre Sichtweise und Argumente im Antrag dargelegt, sondern waren auch mit Vertreter*innen von ProFamilia Regensburg sowie dem Arbeitskreis Mädchen* Regensburg und der Schulleiterin des Albrecht-Altdorfer-Gymnasiums Regensburg in Kontakt. Mit ausführlichen Statements oder Texten konnte der Antrag so gestützt werden:

„ […] Periodenarmut, fehlende Chancengleichheit und die anhaltende Tabuisierung des Themas Menstruation sind längst bekannt und Lösungen dafür dringend notwendig. Die Bereitstellung von Menstruationsprodukten ist ein wichtiger und zeitgemäßer Schritt auf diesem Weg, wie auch bereits Modellprojekte in anderen Städten und Ländern belegen.“

~ ProFamilia Regensburg

Die Schulleiterin des Albrecht-Altdorfer-Gymnasium Dr. Claudia Blank, die sich bereits für kostenlose Menstruationsartikel an ihrer Schule eingesetzt hat, berichtet unter anderem von ihren Erfahrungen:  „[…] Ich bin rückblickend sehr froh, dass wir diesen Schritt gegangen sind und finde, dass die monatlichen Kosten sich für eine Schule mit ca. 500 weiblichen Personen (Schülerinnen und Lehrerinnen) absolut im Rahmen halten. Bisher kam es in diesen Toiletten weder zu Vandalismus noch zu einem beobachtbaren unangemessenen Schwund an Artikeln […]“

~ Dr. Claudia Blank, Schulleiterin des Albrecht-Altdorfer-Gymnasium Regensburg

Die Leitungsfrau des AK Mädchen* Michaela Schindler verweist unter anderen Aspekten auch darauf, dass kostenlose Menstruationsprodukte eigentlich ein Grundbedarf von menstruierenden Personen ist: „[…] Menstruationsartikel sind – analog zu Toilettenpapier/Papiertüchern zum Händetrocknen – Grundhygienebedarf von durchschnittlich 50% der Schüler*innen. Deshalb ist es nur sinnig, wenn die Kosten dafür analog von der Stadt Regensburg getragen werden. Die Grundversorgung kann nicht von persönlichem Engagement einzelner Lehrkräfte/Direktor*innen abhängig sein. Die Frage, mit welchen Produkten die Spender dann bestückt werden, bedarf dann sicherlich nochmal einer eigenen Diskussion bezüglich der Aspekte von zum Beispiel Nachhaltigkeit, Handling, Sicherheit und Co.“

~ Michaela Schindler, Leitungsfrau des AK Mädchen*

 

Im Plenum des Jugendbeirats am 16.12.2022 kam der Antrag sehr gut an und wurde einstimmig beschlossen. Dieser wird nun an die Stadtverwaltung für eine Prüfung weitergegeben. Noch kann man nur hoffen, dass der Antrag genehmigt wird, jedoch hat sich die Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer auf eine Nachfrage aus dem Jugendbeirat sehr positiv geäußert. Auch die SPD Regensburg hat einen Antrag für kostenlose Menstruationsprodukte (sogar in allen öffentlichen Gebäuden) in die Wege geleitet.

Sofie und Veronika (von links)